- Türkei - Schulbildung Hochschule/Universität

Es gibt eine Schulpflicht von mindestens 6 Jahren Grundschule. 
Für alle Schulen sind Uniformen vorgeschrieben, die von Schule zu Schule leicht differieren. Es gibt also keinen Unterschied zwischen Reich und Arm, da es diese Uniformen nur in bestimmten Geschäften zu kaufen gibt und die Ausführung vorgeschrieben ist. Außerdem ist die Anschaffung erschwinglich, bei armen Familien helfen wiederum die Sozialstrukturen.

In der Grundschulzeit werden die Schulen schichtweise genutzt, d.h. eine Hälfte der Schüler hat vormittags Unterricht, die andere nachmittags. So werden die Gebäude optimal ausgenutzt.

Es gibt praktisch nur 2 Stufen der Bildung:
8 Jahre Grundschule, danach können die Kinder mit 14 Jahren ins Arbeitsleben eingegliedert werden. Die Aussichten sind dann sehr spärlich, oftmals werden die Kinder dann Teeboys, Lager-Helfer oder ähnliches.

Die Hochschulausbildung, die sich an die Grundschule anschließt endet mit einem Universitätsabschluss. 

Im fünften Jahr beginnen die sog. „Ders“, das sind spezielle Unterrichtseinheiten, zusätzlich zum Schulunterricht. Diese „Ders Hane“ sind Lernzentren für die Aufnahmeprüfung, die unglaublich schwierig ist und im darauf folgenden Sommer stattfindet. Die Prüfung umfasst alle Fächer, ist von der Schwierigkeit her unserem Abitur gleichzusetzen, nur hat man keine Fächerwahl, sondern jeder Schüler muss die Prüfung für den gesamten Stoff ablegen. 
Es spielen sich dann im Sommer richtige Dramen in den Familien ab. Die Namen der Schüler, die die Prüfung bestanden haben, werden in der Zeitung veröffentlicht. Dann ist bei allen Leuten, die man trifft, die ständige Frage „kassandi ?“ = gewonnen ? Ja, so wird das Bestehen der Prüfung genannt, Gewinn. Es wird leider schon fast als Familienschande angesehen, wenn das Kind die Prüfung nicht besteht. Die Folge ist dann ein weiteres Jahr „Ders Hane“ und ein weiterer Versuch bei der Prüfung, danach ist eine dritte Prüfung nicht mehr möglich.

Die Schüler geben in einem Fragebogen an, wo sie gerne studieren würden, mit einer Klassifizierung. Die beste Hochschule/Universität ist das „Anadolu Lise“ eine staatliche Hochschule. Nur die besten werden dort aufgenommen. Ist das Prüfungsergebnis nicht sehr gut, kann es passieren, dass das Kind auf eine mittelmäßige Hochschule, evtl. auch weit entfernt vom Wohnort, gehen muss. 

Das Anadolu Lise ist erstklassig, der Unterricht wird entweder nur in Englisch oder auch nur in Französisch abgehalten. Das bedeutet, dass die Schüler ein Vorjahr absolvieren müssen, in dem sie die Sprache lernen. Erst danach können sie mit dem eigentlichen Studium beginnen.
Jeder Absolvent dieser Hochschule hat natürlich hervorragende Aussichten auf einen sehr guten Job, sei es nun im Management oder bei Behörden, oder z.B. als Anwalt oder Arzt, je nach der Richtung, die dann an der Uni eingeschlagen wird.
Will ein Schüler z.B. in der Tourismusbranche tätig werden, muss er einen Hochschulabschluss vorweisen, sonst hat er nicht einmal die Chance als Kellner zu arbeiten.


Aufgrund dieses doch sehr strengen und anspruchsvollen Systems gibt es in der Türkei hervorragende Akademiker. Mein Mann und ich waren im Kraftwerksbau tätig und zwar in vielen Ländern im Orient. Die türkischen Ingenieure waren bei weitem die am besten ausgebildeten.

Aus diesen Uni-Absolventen besteht die Mittel- und Oberschicht in der Türkei.
Mittelschicht, wenn die Hochschule nicht zu den Top 10 gehörte, Oberschicht, wenn es das Anadolu Lise war. Viele der Anadolu Lise-Abgänger gehen danach noch für 1 Jahre nach Amerika, um den Masterabschluss zu erhalten. Meiner Ansicht nach geschieht das aus Prestigegründen, da der Uniabschluß in der Türkei wesentlich schwieriger ist als der Master in Amerika.



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