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Sozial-Strukturen in der Türkei

In der Türkei gibt es feste soziale Strukturen, die fast immer mit den Familien, Verwandten und Freunden zusammenhängen. Sie sind immer noch sehr stark, nehmen aber aufgrund der Modernisierung langsam ab.

Eine Grundstruktur ist die gegenseitige Hilfe. Wann immer ein Mitglied einer Familie in Not gerät, wird er vom Familienbund unterstützt und getragen, egal wie lange das andauert.
Beispielsweise verliert ein Familienvater seine Arbeit, dann bekommt er von seinen Eltern, Brüdern, Onkeln und auch entfernteren Verwandten Unterstützung in jeder Form, also auch Geld. Es würde dem Ruf der gesamten Familie schaden, wenn ein Mitglied verarmen würde, solange es den anderen noch recht gut geht.
Das bedeutet auch, dass z.B. der Inhaber einer kleinen Firma natürlich das "arme" Familienmitglied beschäftigen wird, auch wenn gar kein Arbeitnehmer gebraucht wird und auch wenn keine Qualifikation vorhanden ist. Es ist einfach Ehrensache.
Teilweise hat man das in Deutschland mitbekommen, wenn die türkischen Arbeitnehmer einen Teil ihres Gehaltes an die Familie in der Türkei geschickt hat. Dem Türken in Deutschland geht es einigermaßen gut, also ist es seine moralische Pflicht, davon etwas an den Familienclan abzugeben. Eine schöne Tradition, wie ich finde.

Die Hilfsbereitschaft erstreckt sich aber nicht nur auf die Familie, sondern auf alle denen es schlechter geht, oder die Hilfe evtl. anderer Art benötigen.
So gibt es in den Dörfern und Städten eine Art Bürgermeister-Komitee, das an einem bestimmten Tag in der Woche Sprechstunde hat. Hier kann jeder sein Anliegen vortragen und ihm wird immer in irgendeiner Form geholfen. Wenn z.B. der Acker des Nachbarn direkt neben dem eigenen Wohnhaus liegt, der eigene Acker aber weit entfernt ist, so kann in diesem Komitee ein Tausch vereinbart werden, der dann auch rechtswirksam ist.

Zu Zeiten des Ramadan ist es selbstverständlich, dass man Grundnahrungsmittel kauft und sie dann direkt an die Armen, denen die Familie nicht helfen kann, verteilt.

Wenn man mit dem Auto in der Türkei unterwegs ist, muss man bei einer Panne keine 5 Minuten warten, bis Hilfe da ist und diese Hilfe ist dann auch wirklich konstruktiv. Es spielt keine Rolle, ob der Helfer evtl. gerade zu einem Geschäftstermin muss, er wird in jedem Fall seine Zeit zur Hilfe zur Verfügung stellen.

Eine Episode aus eigener Erfahrung:
Ich war neu in meinem Städtchen, sprach noch kaum türkisch, und wollte einen Fleischwolf kaufen. Natürlich waren alle meine Versuche zu erklären was ich brauchte, in diversen Geschäften erfolglos, weil ich einfach nicht verstanden wurde.
Da traf ich in einem Geschäft einen Geschäftsmann, der ein paar Jahre in Deutschland gearbeitet hatte, und deutsch sprach. Dieser schloss kurzerhand seinen Laden zu und machte sich mit mir auf die Suche nach dem Fleischwolf. Nach ca. 2 Stunden kreuz und quer durch alle möglichen Geschäfte waren wir erfolgreich. Ich wollte mich überschwänglich für die Hilfe bedanken, aber mein Helfer erklärte mir, dass dies selbstverständlich sei, und ging zurück um seinen Laden wieder aufzuschließen. 



Die Großfamilie unter einem Dach gibt es immer noch. Ich hatte das Glück, in so einer Familie sozusagen aufgenommen zu werden, es waren meine lieben Nachbarn.
Dort konnte ich hautnah erleben, wie reibungslos diese Familie zusammen lebte.
Meine Freundin hat 2 Kinder, also hatte sie nie Probleme einen Babysitter zu bekommen, da ihre Eltern, ihre Tante und ihre Großmutter im Haus leben.
Es gab eine Arbeitsteilung: Der Vater erledigte alle anfallenden Reparaturen im Haus, die Mutter kümmerte sich bei Bedarf um die Kinder und kochte des Öfteren. Die Tante war für das Einkaufen für alle und das organisatorische zuständig. Meine Freundin war auch für das Kochen zuständig und erledigte die täglichen Putzarbeiten, da Mutter und Tante dafür schon etwas zu alt waren. Bei dieser Einteilung musste keiner zu viel und keiner zu wenig tun. Natürlich leidet die Privatsphäre etwas darunter, aber die Vorteile überwiegen allemal.

 
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